Abschiedsrede zum Rücktritt von Advije Delihasani
Sieben Jahre durfte ich Mitglied dieses Parlaments sein. Sieben Jahre voller Hochs und Tiefs. Sieben Jahre, in denen ich sehr viel lernen konnte. Ich habe hier mehr gelernt als in all den Führungs- und Rhetorikkursen, die ich für sehr teures Geld besucht habe.
Meinen absoluten Tiefpunkt in diesen sieben Jahren werde ich wohl ein Leben lang in Erinnerung behalten. Es waren die Reaktionen auf meine persönliche Erklärung nach ausländerfeindlichen Äusserungen im Rahmen einer Fraktionserklärung. Mit diesem Schritt machte ich mich zur Zielscheibe. Drohbriefe liessen nicht lange auf sich warten. Natürlich sind diese Menschen so feige, dass der Absender fehlt. Ich hatte eine Riesenangst um meine Kinder. Zum Glück ist das Netzwerk der SP so gut, dass ich mich schnell fangen konnte und die Einschüchterungsversuche beiseitelegen konnte. Wie jede Situation hatte auch diese ihre positiven Seiten. Wildfremde Menschen schrieben mir Briefe, E-Mails und SMS und gratulierten mir zu meinem Mut. Und ich wusste wieder, weshalb ich mich entschieden hatte, mich politisch zu engagieren. Eines meiner wichtigsten Anliegen war es, den Menschen in diesem Parlament eine Stimme zu geben, die vom politischen Prozess ausgeschlossen sind. Die ganze Geschichte zeigt, dass wir gesellschaftlich an einem Punkt angelangt sind, wo rassistische Äusserungen unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit salonfähig geworden sind – auch in diesem Parlament.
Meine absoluten Highlights waren die Annahme der Motion „zahlbare Kitaplätze“, dank der die Wetziker Familien spürbar bei der familienergänzenden Kinderbetreuung finanziell entlastet werden, und die Verankerung des Jugendvorstosses in unserer Gemeindeordnung für alle Jugendlichen, ob mit oder ohne Schweizer Pass.
Wenn ich nochmal vor der Wahl stehen würde, ob ich die Wahl annehmen würde, wäre meine Antwort ohne mit der Wimper zu zucken: JA!
Ich danke den Wetzikerinnen und Wetzikern, die es mir mit ihrer Stimme ermöglicht haben, mich für diese Stadt zu engagieren. Ich danke euch, liebe Kolleginnen und Kollegen, danke dem Stadtrat und der Verwaltung für die konstruktive Zusammenarbeit.
Der grösste Dank geht an meine Partei und meine Familie, die mir immer zur Seite standen.
Nun wünsche ich meinem Nachfolger Jonathan Assenberg einen guten Start und euch allen alles Gute!