Gemäss einer aktuellen Studie der Credit Suisse zu den Kinderbetreuungskosten im regionalen Vergleich unterscheiden sich die Kosten, die Schweizer Eltern für einen Kitaplatz zu tragen haben, nicht nur von Gemeinde zu Gemeinde erheblich, sondern auch je nach den finanziellen Verhältnissen der Familien. Ohne Subventionen eingerechnet zahlen Zürcher Eltern neben den Berner und Zuger am meisten für einen Kitaplatz. Kein Wunder, sind im Kanton Zürich die Betreuungsangebote für durchschnittlich verdienende Eltern nur mit öffentlicher Unterstützung überhaupt zahlbar.
Werden diese "Subventionen" eingerechnet, zahlt eine durchschnittliche Familie mit zwei Kleinkindern und mittlerem Einkommen, die je zwei Tage pro Woche eine Kita besuchen, je nach Wohnort bis zu fünfmal mehr. Ausgehend von einem Bruttoerwerbseinkommen von CHF 110’000 was bei einem gemeinsamen Arbeitspensum von 140% in etwa dem Schweizer Median‐Bruttolohn entspricht – und einem Vermögen von CHF 100’000 bezahlt diese Musterfamilie in Wollerau (SZ) oder Mendrisio (TI) rund CHF 4'700 für die Kinderbetreuung. Unsere Stadt Wetzikon ziert das andere, unrühmliche Ende der Fahnenstange mit CHF 24'200, also rund fünfmal höheren Kosten. Im Median aller erhobenen Gemeinden betragen die jährlichen Betreuungskosten gut CHF 12’100.
Aufgrund dieser Situation fordern wir den Stadtrat auf, einen Kredit für die familienergänzende Kinderbetreuung vorzulegen, der ermöglicht, dass die Kosten für eine Durchschnittsfamilie maximal dem Median der Gemeinden entsprechen. Ebenso ist das Berechnungsmodell für die Unterstützungsbeiträge entsprechend anzupassen.
Begründung
Heute sind rund 80% der Mütter und über 95% der Väter in der Schweiz aktiv auf dem Arbeitsmarkt. Knapp 40% der Haushalte mit Kindern unter 12 Jahren nehmen institutionelle
Kinderbetreuung in Anspruch. Gemäss Untersuchungen sind die Kosten ein wichtiger Grund für die Nichtinanspruchnahme professioneller Betreuungsangebote, noch vor der Verfügbarkeit von Kitaplätzen.
Familienergänzende Kinderbetreuung ist ein zentraler Pfeiler der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und heute auch ein wichtiger Standortfaktor bei der Wahl des Wohnorts für junge Familien. Das bildet eine wichtige Voraussetzung, dass auch gut und oft auch teuer Ausgebildete während der Familienphase aktiv im Beruf verbleiben können. Zudem sind Familien mit Kindern in der Regel längere Zeit in einer Gemeinde wohnhaft, erst recht, wenn die Kinder das Schulalter erreicht haben.
Mit einem Bezahlmodell, dass nicht nur gut verdienenden, sondern auch mittelständischen und knappen Budgets gerecht wird, könnte Wetzikon seine Attraktivität für junge Familien deutlich steigern und den aktuellen Standortnachteil deutlich vermindern
Ansprechperson zu diesem Thema
Advije Delihasani
Co-Präsidentin, Vizepräsidentin RPK